"I´m fine, thanks"
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Die Nächte werden länger und Weihnachten steht unmittelbar bevor. Es ist die Zeit in der Familie und Freunde zusammen kommen. Doch was passiert in Zeiten von Corona? Wie geht es der älteren Generation in dieser Krise? Wie fühlt Sie sich? Zwei beeindruckende Menschen erzählen mir ihre Geschichte.
#corona80+
Wie beeinflusst Corona dein Leben? Eine Begegnung auf dem Friedhof.
Es sind die Gespräche, die einem noch lange danach im Kopf bleiben, die einem im Herzen berühren. Gabi ist 87 Jahre alt, lebt in der Nähe von Hamburg und ist Witwe. Jeden Tag besucht sie auf dem Friedhof ihre beste Freundin, spricht gern mit ihr über ihre Erlebnisse und wie einsam Sie sich manchmal fühlt. Ihre Freundin hört ihr immer zu - sie ist immer für sie da. In einer Zeit, in der Corona uns fest im Griff hat, an dem ein Besuch bei Verwandten bereits eine Gefahr für das eigene Leben darstellt.
Wie geht es dir damit, frage ich Gabi nach einem endlosen Monolog, den sie geführt hat und ich merke, wie sehr sie es genießt mit mir zu sprechen. Sie hält inne, guckt mich mit ruhiger Miene an und antwortet: "Mir geht es gut, ich habe das Ende meines Lebens erreicht und werde bald bei meiner Freundin sein. Ich mache mir viel mehr Sorgen um die jungen Leute, die haben ihr ganzes Leben noch vor sich." Ich sehe die Besorgnis in ihrem Gesicht.
Wir spazieren noch eine Runde über den Friedhof. Stille umgibt uns. Sie erzählt mir von ihrem wunderbaren Leben, von der Liebe die sie gefunden hat, von durchtanzten Abenden mit ihrer besten Freundin und von einem berührenden Telefongespräch mit ihrem Enkel letzten Freitag, dessen einziger Wunsch ist, dass Weihnachten dieses Jahr nicht ausfällt ...
Corona bringt auch Liebe. Ein Spaziergang im Wald
Manfred ist mir sofort durch seine erhabene und stilvolle Haltung aufgefallen. Er liebt den Wald und spaziert jeden Tag durch ihn hindurch, genießt dabei den Wechsel der Jahreszeiten.
Auf die Frage hin "Wie geht es dir" lächelt er mich an. Ich spüre seine Lebensenergie, die noch heute auf mich nachwirkt. "Mir geht es gut, meiner Familie geht es gut und ich bin dankbar für jeden Tag. Es freut mich zu sehen, wie stark der Zusammenhalt der Menschen in der Krise ist. Meine Familie ruft mich inzwischen viel häufiger an. Man könnte fast sagen, die Krise hat es geschafft, die Menschen sensibler zu machen, sensibler für das Miteinander. Ich bin inzwischen von mehr Liebe und Zuneigung umgeben, als je zuvor." Ich mustere ihn aufmerksam bei seiner Ausführung und sehe das Leuchten in seinen ehrlichen Augen.
Nach einer Weile verabschieden wir uns freundlich und ich beobachte Manfred, wie er sich von mir entfernt. Mit seiner erhabenen Haltung. Ich denke über seine Worte nach und wie viel Freude sie mir in diesem Moment gespendet haben.